Die johanneische Christologie zwischen Sein und Schein. Die Menschlichkeit Jesu und der vermeintliche "Doketismus" im vierten Evangelium

Dieses Referat nimmt die These Ernst Käsemanns vom „naiven Doketismus“ im Johannesevangelium zum Ausgangspunkt. In kritischem Dialog mit der These Käsemanns untersucht das Referat Joh 1,14 in seinem literarischen Kontext auf seinen angeblichen doketischen Bedeutungsgehalt. Weiterhin wird analysiert, wie sich die inkarnatorische Christologie des Johannesprologs zu entscheidenden Aspekten der johanneischen Christologie im gesamten Evangelium verhält. Hierbei werden wir zuerst den Begriff „Doketismus“ näher bestimmen und zu verstehen suchen, ob und inwieweit dieser Begriff in seiner Anwendung auf das Johannesevangelium nicht anachronistisch ist. Hieraus ergibt sich die Frage, ob „Doketismus“ ausschließlich eine Kategorie der späteren Forschung ist oder ob ihr auch in der Welt und Umwelt des Johannesevangeliums etwas entspricht. Sagt uns also diese Kategorie mehr über die Exegeten und ihre Zeit als über das Johannesevangelium und dessen Zeit? Methodologisch wird dieses Referat dann vor allem historisch-kritisch die christologischen Spitzenaussagen des Johannesevangeliums, allen voran Joh 1,14 analysieren. Im Anschluss wird das Referat sich dann auf eine begrenzte Anzahl Aspekte der Darstellung des johanneischen Jesus konzentrieren, die nur schwer mit der Fleischwerdung des Wortes zu vereinbaren zu sein scheinen: die angebliche Intensivierung des Mirakulösen in den Zeichen, das wunderbare (All-)Wissen Jesu und sein fast triumphaler Weg ans Kreuz.status: publishe